Betrieb des Monats
Einmal in Monat präsentiert die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz einen Weinerzeuger aus einem der sechs rheinland-pfälzischen Anbaugebiete als „Betrieb des Monats“. Dies können beispielsweise Betriebe sein, die bei der Landesprämierung für Wein und Sekt besonders erfolgreich abschneiden, Erzeuger die in Ausbau oder Vermarktung ihrer Weine neue Wege gehen oder Jungwinzer, die mit ihren frischen Ideen Tradition und Innovation verbinden.
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Die Liebe verschlug Romy Kiebler zwar von Groß-Winternheim nach Klein-Winternheim. Ihrer Heimat Rheinhessen ist sie aber treu geblieben, genau wie ihrer Leidenschaft zum Wein. Mit ihrem Mann Stephan hat die Weinbautechnikerin das Weingut Schreiber-Kiebler der Schwiegereltern übernommen. Hier kümmert sie sich als Kellermeisterin in erster Linie um den Ausbau der Weine. Seit die 39-Jährige am Werk ist, hat sie viele neue Ideen entwickelt und umgesetzt. Wie zum Beispiel ihre Koordinaten-Linie.
Der 62-Jährige hat seine Leidenschaft zum Weinbau erst spät entdeckt. Zunächst arbeitete er in der Industrie, übernahm dann als Seiteneinsteiger das elterliche Weingut. Damals bewirtschaftete die Familie einen Hektar Rebfläche, heute sind es fünf – vor allem in Steillagen und damit fast ausschließlich in Handarbeit. Mit im Betrieb arbeiten seine Frau und zwei festangestellte Mitarbeiter. Zur Lese kommen dann einige Aushilfskräfte hinzu. 70 Prozent der angebauten Sorten fallen auf Riesling, darunter auch fast ein halber Hektar auf die rote Variante. „Die Bedingungen hier sind für Riesling ideal. Aber wir haben auch Weißburgunder, Kerner, Rivaner, Portugieser und Dornfelder im Repertoire.“ Bei allen Weinen versuchen die Selts, das was ihnen die Natur gibt, so unverfälscht wie möglich in die Flasche zu bringen. Es gehe zum Beispiel darum, die Eigenheiten der Böden, auf denen die Reben wachsen, herauszuarbeiten. Das scheint Peter Selt sehr gut zu gelingen. Bei der Landesprämierung für Wein und Sekt und anderen Wettbewerben schneiden seine Erzeugnisse immer sehr gut ab.
Nachdem die Leutesdorfer Weinlagen vor 13 Jahren unter dem Namen „Gartenlay“ zusammengefasst wurden, führte Horst Peter Selt für seine Produkte die Bezeichnungen Blauschiefer (Forstberg), Goldschiefer (Gartenlay) und Rosenschiefer (Rosenberg) ein, um weiterhin lagenspezifische Leutesdorfer Weine anbieten zu können. 13 verschiedene Weine, zwei Sekte und einen Secco bietet er aktuell an. Rund die Hälfte geht an die gehobene Gastronomie, die anderen 50 Prozent an Privatkunden. „Wir haben vor allem Stammkunden, da wir mitten im Ort liegen und sich wenige Touristen hierher verirren“, sagt Selt. Dabei lohnt es sich, in Leutesdorf vorbeizuschauen. Beispielsweise am Ostermontag, wenn beim „Emmaus-Gang“, einer Weinwallfahrt viele Weingüter geöffnet haben. Oder an Muttertag wenn das Weingut Selt zusammen mit den „Weinsteig-Winzern“ ein kulinarisches Weinerlebnis veranstaltet. Auch am Weinpicknick am 3. August in den Rheinanlagen sind die Selts mit von der Partie. Und am Winzerfest am zweiten Wochenende im September erwartet die Besucher im Weingut Selt ein mittelalterliches Weinfest. Selbstverständlich kann man auch die Gutsschänke besuchen oder eine Weinprobe buchen. „Wir freuen uns immer, unsere Weine präsentieren zu dürfen“, betont Horst Peter Selt.
Nette Weine in „spektakulär unspektakulären“ Räumen
„Warum man immer einen unserer Weine zu Hause haben sollte? Ganz klar: Ohne unseren Wein, gibt’s keinen netten Abend!“ Bei dieser Aussage denkt Winzer Christian Nett natürlich nicht nur an die Bedeutung des Adjektivs, sondern auch an seinen Nachnamen. „Nett“ prangt in großen Lettern auf den Etiketten des Weinguts Bergdolt-Reif & Nett aus dem pfälzischen Duttweiler. Christian Nett ist der „Denker und Lenker“. Er führt das Familienweingut in fünfter Generation zusammen mit seiner Frau Katja – nach eigener Aussage immer „überall und mittendrin“ – und seinem Vater Bernhard, dem „Macher mit Herz“.
Am vergangenen Freitag ist er gestartet. Der Verkauf der ersten 2018er Weine. Es ist der zweite Jahrgang, den Christian Nett und sein zehnköpfiges Team in den neuen Räumen gekeltert, ausgebaut und abgefüllt hat. In dem futuristischen Bau am Rand von Duttweiler ist alles untergebracht: Keller, Produktionshalle, Verkauf und Wohnhaus. „Bis vor zwei Jahren haben wir alles in unserem Weingut im Ort gemacht. Aber dort wurde es nach und nach zu eng. Denn unser Flaschenweinabsatz wuchs, unsere Räumlichkeiten nicht“, erzählt der 37-Jährige.
Die Idee zum Neubau, der an ein riesiges japanisches Teehaus erinnert, hat der Winzer mit dem österreichischen Architekten und Winzersohn Kurt Sattler realisiert. „Ich wollte ein Gebäude, das funktional ist, und sich von anderen abhebt.“ Das hat Christian Nett bekommen. Wer vor dem 60 mal 80 Meter großen Bau steht, macht erst mal große Augen. „Ich sage immer, eigentlich ist es spektakulär unspektakulär, nämlich einfach eine große Lagerhalle“, sagt Nett und stapelt damit ein bisschen tief.
33 Hektar Rebfläche werden im Familienweingut, dessen Namen sich übrigens aus dem Mädchennamen von Christians Mutter und dem Nachnamen seines Vaters zusammensetzt, selbst bewirtschaftet. Außerdem gibt es Verträge mit Winzern, die Trauben von weiteren fünf Hektar beisteuern. 25 Prozent des Sortenspiegels entfallen auf Rotweine, der Rest auf die
Weißen, wobei die Burgundersorten, der Sauvignon blanc und der Riesling im Mittelpunkt stehen. Daraus entstehen in der „netten Weinwelt“ Weine die verschiedenen Linien wie „Tradition“, „Avantgarde“ oder „Prestige“. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Christian Nett ist absolut auf Qualität bedacht und probiert gerne auch mal neue Trends wie Orange Wine oder den Ausbau im Steinfass aus. Rund 350.000 Flaschen werden jährlich verkauft, 85 Prozent über den Fachhandel.
„Bio fühlt sich richtig an“
Vor fast vier Jahren hat die Familie auf biologischen Anbau umgestellt. „Wir verwenden schon seit elf Jahren keinen mineralischen Dünger mehr. 2011 haben wir aufgehört, Unkraut zu spritzen. Da war es einfach folgerichtig, auf Bio zu gehen. Für uns fühlt es sich richtig an, so zu arbeiten.“ Der Erfolg gibt dem Winzer Recht. Viele seiner Produkte sind prämiert, werden in unterschiedlichen Wettbewerben wie der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
Ohne sein Mitarbeiterteam wäre eine solche Leistung nicht möglich, betont Nett. Einen hebt er ganz besonders hervor: Opa Heinz Bergdolt-Reif, Seniorchef und „Mann für Alles“. „Er kommt jeden Morgen und fragt, was heute ansteht. Egal, ob die Sonne scheint, oder ob es regnet, mein Opa ist immer in den Weinbergen – und das mit 83.“ Christian Nett ist froh und stolz, dass sein Großvater noch so agil und aktiv ist. Generell ist ihm Familie sehr wichtig. „Ich habe viel von meinem Opa und Vater gelernt. Sie haben die Basis für das Weingut in seiner heutigen Form gelegt. Aber sie geben mir auch die Freiheit, neue Dinge zu testen.“
Das tut er nicht nur in Sachen Weinausbau, sondern auch in der Vermarktung. Christian Nett nutzt gern und häufig die Sozialen Medien. „Es war noch nie so einfach, die Kunden an unserer Arbeit teilhaben zu lassen und ihnen zu zeigen, was genau wir tun.“ Außerdem ergebe sich hier die direkte Möglichkeit des direkten Kundenfeedbacks. „Das ist uns sehr wichtig. Wir nehmen ernst, was sie uns rückmelden. Denn wir machen unseren Wein ja für unsere Kunden und möchten, dass sie zufrieden sind“, sagt Nett.
In persönlichen Kontakt können die Kunden mit der Familie auch kommen – beispielsweise bei der Veranstaltung „Nett feat.“. Hier verköstigen bekannte Köche wie Kolja Kleeberg oder Markus Semmler die Gäste mit einem besonderen Menü, begleitet von Nett-Weinen. Am 3. und 4. Mai steht dann die „nette Jahrgangsverkostung“ auf dem Programm, samstags mit einem Konzert von „Acustic Vibration“. Weitere Informationen und Events gibt es auf der gerade komplett neu gestalteten Internetseite www.nett-weine.de.
Nun aber nochmal zurück zum Anfang. Da haben wir ja gelernt, dass man immer einen „netten Wein“ zu Hause haben sollte. Aber welcher des großen Repertoires ist denn nun der Favorit des Denkers und Lenkers? „Das ist tages- und situationsabhängig“, gibt sich Christian Nett ganz diplomatisch. „Ich bin froh, dass ich Winzer bin. So habe ich immer eine große Auswahl und kann schauen, worauf ich gerade Lust habe.“ Na dann, auf einen netten Abend!
Mit Wein Glück und Lebensfreude vermitteln
Weingut, Wohnen, Vinothek – das sind die drei Schlagworte, mit denen sich das Weingut BREMM – Keltenhof in Zell an der Mosel selbst beschreibt. Das Weingut steht nicht nur bei der Aufzählung an erster Stelle. Seit Marco Bremm in das Familienunternehmen eingestiegen ist, liegt der Fokus eindeutig auf dem An- und Ausbau der Weine. „Wir arbeiten absolut qualitätsorientiert und möchten das Beste aus unseren Trauben herausholen“, beschreibt der 37-Jährige seine Philosophie.
Schon als kleiner Junge geht Marco gerne mit in die Weinberge. Damals ist Papa Lothar jedoch in erster Linie als Kommissionär tätig. Das Weingut umfasst lediglich drei Hektar Rebfläche. Nach seiner Lehre zum Industriekaufmann wird Marco Bremm schnell klar: „Ein Arbeitsleben im Büro ist nichts für mich. Ich möchte in und mit der Natur arbeiten.“ Und so studiert er nach dem Fachabitur an der Hochschule in Geisenheim und schließt als Diplom Ingenieur für Weinbau und Oenologie ab. 2009 steigt Marco Bremm in den Familienbetrieb ein. Vor drei Jahren gründet er gemeinsam mit Vater Lothar eine GbR. Seither hat sich viel getan. Nicht nur die Rebfläche hat sich mit nun neun Hektar erheblich vergrößert. Auf dem Keltenhof werden neue Vermarktungswege eingeschlagen und beim Ausbau der Weine experimentiert. „Ich lasse unsere Weißweine zum Beispiel gerne schon mal spontan vergären oder lege sie ins Holzfass“, sagt Marco Bremm. Anfangs ist sein Vater eher skeptisch. „Aber das Vertrauen ist mit der Zeit gewachsen. Mittlerweile mache ich den Keller komplett alleine.“
Marco Bremm bringt eine große Leidenschaft für den Beruf mit. Diese überträgt sich auf seine Weine, die man unter anderem in der eigenen Vinothek in der Altstadt von Zell probieren und kaufen kann. „Unsere Intention dahinter ist es, Menschen zusammenzubringen und Glück und Lebensfreude zu vermitteln. Denn jeder Schluck Wein ist ein kleines Stück vom Glück und damit pure Lebensfreude“, ist Marco Bremm überzeugt. Dass die Weinliebhaber hier die Produkte beim und vor allem mit dem Winzer erleben können, bezeichnet er als Win-win-Situtation. „Es ist für den Erzeuger und den Konsumenten lohnend, sich persönlich kennenzulernen.“
Jeder Wein ein Unikat und doch moseltypisch
Dies ist auch auf dem Weinforum in Trier sowie auf den Weinfesten der Region möglich. Die WeinKulturNacht in Zell am letzten April-Wochenende ist genauso eine Gelegenheit auf die Bremms und ihre Produkte zu treffen wie das Event „Wine Times – Zeit für junge Weine“. Letzteres – eine Weinprobe mit korrespondierendem Essen und musikalischer Begleitung am ersten Wochenende im Juli – hat Marco Bremm mit vier weiteren jungen Winzern auf die Beine gestellt.
Mit den Veranstaltungen kommt nach dem Weingut und der Vinothek das dritte Schlagwort, das Wohnen, ins Spiel. In zwei Gästehäusern in Zell-Kaimt und in der Altstadt von Zell bieten die Bremms Ferienwohnungen und Gästezimmer an. „So kann man unsere Weine genießen und gleichzeitig in familiärer Atmosphäre an unserer schönen Mosel Urlaub machen“, sagt Marco Bremm und schwärmt: „Jeder ist ja begeistert von der atemberaubenden Landschaft Neuseelands. Ich war während meines Studiums auch dort und kann das nur bestätigen. Aber die Moselregion ist tatsächlich vergleichbar schön, nur nicht so populär – noch nicht!“ Wer es nicht schafft, der Familie Bremm einen Besuch abzustatten, kann deren Weine auch im Lebensmitteleinzelhandel und im Onlineshop des Weingutes kaufen.
Neben dem Riesling gehören zur Produktpalette des Keltenhofs auch Burgundersorten, Dornfelder und Müller-Thurgau. Jeder Wein – viele davon in unterschiedlichen Wettbewerben ausgezeichnet – ist ein Unikat, aber doch moseltypisch vom Schiefer geprägt. Marco Bremm plant, das Angebot künftig noch zu erweitern. „Ich bin sehr interessiert daran, was im Wein alles steckt und was man wie daraus machen kann. Da gibt es noch viele Ideen“, verrät er. Ein Plan, der bald in die Tat umgesetzt werden soll, ist der Bau eines zentralen Betriebsgebäudes. Zurzeit ist die Produktion über drei Standorte in Zell verteilt. Vor allem die Kellertechnik möchte Marco Bremm dadurch verbessern. „So legen wir im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein, um unsere Weine weiter zu optimieren.“
Weitere Informationen zum Weingut BREMM – Keltenhof finden Interessierte auf der Internetseite www.bremm-keltenhof.de.
Gekonnter Balanceakt zwischen Tradition und Innovation
„Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.“ Diese Aussage Wilhelm Friedrich Raiffeisens beschreibt den Kern des Genossenschaftsgedankens. Die Dagernova Weinmanufaktur, die 1873 in Dernau an der Ahr gegründet wurde, hat den Leitsatz für sich verfeinert. Hier heißt er: „1.200 Hände, 600 Herzen, 1 Leidenschaft – Ahr-Wein.“ Um den Kunden die Orientierung innerhalb ihres Sortiments zu erleichtern, hat das Vertriebsteam der Dagernova nun eine spezielle Qualitätspyramide entwickelt.
„Die Idee hinter der Pyramide ist, die Kategorisierung unserer Weine nach Qualität und Preis“, erläutert Kellermeister Günter Schüller, der zusammen mit Geschäftsführer Thomas Monreal den Vorstand der Genossenschaft bildet. „Unser Vorhaben ist es, dem Kunden sein Einkaufserlebnis somit übersichtlich und einfach zu gestalten.“ Die Qualitätspyramide wurde nicht im stillen Kämmerlein entwickelt. Wichtig war es, auch Anregungen und Ideen der Kunden einfließen zu lassen. Entstanden sind vier Bausteine. Das Fundament der Pyramide bildet die Linie „Basis“ – „moderne, beliebte Weine für das unkomplizierte Weinvergnügen“. Darauf folgt die Rubrik „Handschrift“, die Weine mit der Handschrift des Ahrtals beinhaltet. Die „Kultweine“, die „Weingenuss auf hohem Niveau“ versprechen, bilden die dritte Stufe. An der Pyramidenspitze steht die Linie „Einzellagen“, die für „im Barrique gereiften Weingenuss der Spitzenklasse“ steht. „So erhält jeder direkt einen Überblick und findet sich im Bestand von aktuell 40 verschiedenen Weinen besser zurecht. Das Angebot wird ergänzt durch diverse Sekte, Seccos und Spirituosen aus der hauseigenen Brennerei.
„Aber egal, welche Linie man wählt, durch den kleinen Flächenanteil pro Mitglied ist bei all unseren Weinen eine sehr große Sorgfalt garantiert“, sagt Schüller. Die 150 Hektar Rebfläche sind auf rund 600 Mitglieder aufgeteilt, sodass auf jeden Winzer – 95 Prozent bearbeiten die Weinberge im Nebenerwerb – 0,5 Hektar Fläche entfallen. „Für die Arbeit am Rebstock müssen die Winzer oft in extreme Steilhänge klettern. Daher erfolgt die Lese zu 100 Prozent selektiv per Hand. Der Einsatz von Maschinen ist nicht denkbar. Somit ist 100 Prozent Herzblut garantiert“, betont der Kellermeister.
Qualitätsgedanke in die Wiege gelegt
Die Dagernova Weinmanufaktur, deren Name auf den Weinort Dernau, erstmals urkundlich im 8. Jahrhundert als „Dagernova“ erwähnt, zurückgeht, versteht sich wie ein Mehrfamilienbetrieb. Tagtäglich gibt es eine enge Zusammenarbeit und einen Austausch mit den Winzern. „Wir vereinfachen stetig die Kommunikation, beispielsweise durch eine neue App, die die schnelle Veröffentlichung der Lesetermine gewährleistet.“ Die Dagernova übernimmt den Ausbau sowie die Vermarktung der Weine. Die Winzer können sich auf die Pflege der Weinberge konzentrieren. Jungen Winzern wird der Einstieg in den Weinbau durch die Jungwinzervereinigung „Mission Steillage“ erleichtert. „Durch die ständige Kommunikation innerhalb der Gruppe über die neuen Medien lernen die jungen Winzer voneinander. Es entsteht ein Wir-Gefühl“, so Günter Schüller.
Man sei stolz auf die 140-jährige Geschichte und auch in Zukunft bestrebt, den Qualitätsgedanken stetig weiterzuentwickeln. Dabei sei es wesentlich, auf die individuellen Kundenwünsche und Trends einzugehen. „Weinbau im Ahrtal hat Tradition und wird bei uns generationsübergreifend gelebt. Der Qualitätsgedanke wird den Nachwuchswinzern bereits in die Wiege gelegt. Wir vereinen heute einen gekonnten Balanceakt zwischen Tradition und Innovation.“
Vor allem den Burgundersorten hat sich die Genossenschaft verschrieben. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Spätburgunder. Aber auch Früh-, Weiß- und Grauburgunder gehören zum Repertoire, und der Riesling hat ebenso seinen Platz. Ihre Weine vermarktet die Dagernova im Handel, an den Endverbraucher etwa über den Onlineshop, in Vinotheken, der örtlichen Gastronomie, auf Messen und Veranstaltungen. Einen Eindruck kann man sich zum Beispiel beim Wein-BBQ am Pfingstsonntag, dem 9. Juni, in Dernau verschaffen. Hier steht ein ausgiebiges Barbecue mit passenden Weinen nach einer Exkursion durch die Weinberge auf dem Programm. „Dabei können sich Weinliebhaber von der hervorragenden Qualität unserer Ahr-Weine überzeugen. Ein unkomplizierter Trinkgenuss für alle Generationen ist garantiert“, ist Schüller überzeugt. Den Termin sollte man sich also schon mal vormerken.
Weitere Informationen finden Interessierte auf der Internetseite www.dagernova.de.
Neue Vinothek spiegelt die Betriebsphilosophie wider
Die Theke und ein Tisch waren früher mal alte Holzfässer. In das Sandsteinband sind Originalsteine aus den Trockenmauern aus den familieneigenen Weinbergen eingearbeitet. Das Ambiente ist klar, nicht überlagert und bodenständig. Vor drei Monaten hat Familie Rohr die Vinothek in ihrem Weingut in Raumbauch, gelegen an der südlichen Grenze des Anbaugebietes Nahe, eröffnet und beim Bau ganz viel Wert darauf gelegt, dass das Gebäude ihre Philosophie widerspiegelt.
„Es war uns wichtig, dass wir in der Vinothek wiederzufinden sind“, sagt Michael Rohr, der das Weingut zusammen mit seiner Frau Monika und Sohn Marcel betreibt. „Und ich denke, das ist sehr gut gelungen.“ Rund eineinhalb Jahre hat es von der Idee bis zur Eröffnung gedauert. Nun steht dort, wo einst der Stall für die Rinder seinen Platz hatte, die lichtdurchflutete Vinothek. 25 Personen finden dort Platz und können in einer geschmackvollen Atmosphäre die Weine der Rohrs probieren.
Die Hauptrebsorte ist der Riesling. Etwa die Hälfte der Anbaufläche von gut sechs Hektar sind mit Rieslingreben bepflanzt. Außerdem baut die Familie Weiß-, Grau- und Spätburgunder, Müller-Thurgau und Kerner an und aus – und das zum Großteil in Steillagen. „Unser Slogan lautet ‚Weinbau in Steillagen aus Tradition, Überzeugung und Leidenschaft“, so Michael Rohr. „Unser Betrieb ist zwar konventionell ausgerichtet. Wir arbeiten aber sehr naturbewusst und gehen beispielsweise mit Pflanzenschutz eher zurückhaltend um.“
In den Steillagen mit bis zu 65 Prozent Steigung ist viel Handarbeit gefragt.
Eine vor einigen Jahren angeschaffte Spezialraupe macht das Leben ein wenig leichter. Hier ist in erster Linie Sohn Marcel tätig, der vor einigen Jahren in das Weingut einstieg. „Es ist am liebsten draußen. Ich kümmere mich vorwiegend um den Keller. So kann jeder seine Stärken ausleben und einbringen“, sagt Michael Rohr. „Aber Vieles machen wir auch zusammen.“ Der Vater ist offen für neue Ideen und lässt Marcel auch mal experimentieren. Er freut sich, dass sein Sohn diesen Weg eingeschlagen hat. Auch Heribert Rohr ist froh, dass die Familientradition weiterlebt. Mit seinen 85 Jahren hilft er noch fleißig in den Weinbergen mit, wie sein Sohn Michael schmunzelnd verrät: „Mein Vater hat sich zwar einen Rollator zugelegt. Im Wingert braucht er den aber nicht. Hier geht alles noch wie von selbst.“ Heribert Rohr war es auch, der im Jahr 1984 zum ersten Mal Weine bei der Landesprämierung für Wein und Sekt anstellte. Zwei Jahre später gewann das Weingut dann seinen ersten Staatsehrenpreis. „Für uns die die Prämierung wichtig, um zu sehen, wo wir mit unseren Produkten stehen. Auch die Kunden reagieren positiv auf Weine mit Auszeichnung, weil sie wissen, damit geprüfte Qualität im Glas zu haben.“
„Unsere Weine sind anders, und das ist gut so.“
Dass die guten Weine auch zum Verbraucher kommen, darum kümmert sich Monika Rohr. Vieles läuft hier noch über den persönlichen Kontakt. Zu 95 Prozent verkauft die Familie ihre Weine direkt an den Endverbraucher. Eine geringe Menge geht an die Gastronomie in der Region. „Von diesem Konzept bin ich nach wie vor überzeugt“, so Michael Rohr. „Man muss die Kunden aufklären, was es mit den Produkten auf sich hat.“ Da die Familie eine große Menge ab Hof vertreibt, entstand die Idee, eine Vinothek zu bauen. Zweimal pro Jahr soll es dort künftig eine große Weinpräsentation geben, mit kulinarischer Begleitung und Rahmenprogramm. Auch Weinproben können gebucht werden. „Wir haben aber in den vergangenen Jahren aber auch gemerkt, dass Kunden einfach so vorbeikommen und sich über unsere Weine informieren und sie probieren möchten“, erklärt Michael Rohr. Daher wird er ab dem kommenden Jahr jeden zweiten und vierten Samstag im Monat in der Vinothek stehen und die Besucher persönlich beraten. „Im Anbaugebiet Nahe haben wir eine extreme Vielfalt der Böden. Wir liegen ja ziemlich am Rand. Daher sind unsere Weine anders und besonders, und das ist gut so. Es geht darum, die Qualität der Trauben in die Flasche zu bringen, sodass der Wein für sich spricht.“ Genau das will Michael Rohr den Verbrauchern vermitteln.
Trotz der neuen Vinothek wird es übrigens weiterhin die Weinproben in der Gemarkung am Wingertshäuschen der Familie geben. „Manche Stammkunden hatten schon Angst, dass sie nun wegfallen. Aber bei schönem Wetter gibt es keinen besseren Ort, um über Wein zu erzählen und ihn zu verkosten“, ist Michael Rohr überzeugt.
„Wenn man gute Rieslinge mag, ist es nicht verkehrt, einen Weingart im Sortiment zu haben.“ Das rät Florian Weingart allen Rieslingliebhabern. Bei dem Winzer aus Spay, gelegen im Anbaugebiet Mittelrhein, müssen aber auch die Rotweinfans nicht auf dem Trockenen sitzen. Denn er legt sein Augenmerk auch auf guten Spätburgunder. Im neu errichteten Keller des Weingutes verfügt der 45-Jährige jetzt über die besten Bedingungen für den Weinausbau.
Von außen ist es nicht zu sehen. Aber im Keller der Weingarts läuft es im wahrsten Sinne des Wortes richtig rund. Eingebettet ins Erdreich ist nach knapp acht Monaten Bauzeit ein Kellergebäude entstanden, das beim Betreten erst einmal einen Wow-Effekt auslöst. „Als wir uns entschieden haben, auszusiedeln, war für mich wichtig, dass im neuen Keller bessere Bedingungen herrschen sollen als im alten“, erinnert sich Florian Weingart. Nach einigen Überlegungen nahm er Kontakt mit Firmen auf, die auf den Silobau spezialisiert sind – ein Glücksgriff wie sich bald herausstellen sollte. „Die runde Form ermöglichte es, besonders kosteneffizient wasserdicht und statisch hoch belastbar im Erdreich zu bauen. Außerdem konnten wir eine Zisterne von 125.000 Litern integrieren.“ Diese ermöglicht die Wassernutzung auch thermisch als Saisonspeicher für die Klimatisierung des Kellers. Bei der Planung spielten vor allem Nachhaltigkeit, Ökologie und angewandte Bauphysik eine Rolle. Temperatur und Luftfeuchte sind nun optimal auf die Weinlagerung abgestimmt. „Dadurch konnten wir den Weinausbau auf der Hefe verlängern“, informiert Weingart.
Zusammen mit seiner Frau Ulrike, unterstützt von einem festen Mitarbeiter, einem Auszubildenden und Saisonkräften, bewirtschaftet er viereinhalb Hektar Rebfläche und kauft Trauben von eineinhalb Hektar zu. Auf zwei Rebsorten sind die Weingarts spezialisiert. Das Verhältnis: 85 Prozent Riesling und 15 Prozent Spätburgunder. Spätburgunder. Da Florian Weingart auf absolute Qualität setzt, beträgt die Jahresproduktion lediglich 40.000 Flaschen. „Wir nehmen die selektive Lese sehr ernst, und da ich selbst täglich die Ernte begleite und an der Kelter stehe, bürge ich für optimale Traubenqualität“, betont Weingart. Den Fokus seiner Arbeit legt er auf das Erzeugen von ebenso filigranen wie komplexen Weinen mit reicher Frucht, feiner Würze und tiefgründiger Mineralität.
Picknick auf dem Dach
Dabei kommt ihm das neue Kellerklima zugute. Es ist außerdem optimal für den Holzfassausbau. Neben den Barriques für den Rotwein stehen dort nun vier 500 Liter fassende Akazienholzfässer. „Das Ziel ist ein schönes Reifeverhalten der Weißweine ohne Beeinträchtigung der Frucht“, erläutert Weingart. Die Weingarts möchten mit der Qualität ihrer Produkte überzeugen, sensorisch und durch maximale Authentizität. Auf die Frage, wo er das Weingut in zehn Jahren sieht, lautet Florian Weingarts Vorhaben, vor allem den Spätburgunder vom Mittelrhein nach vorne zu bringe: „Durch unsere Gegebenheiten haben wir die Voraussetzungen geschaffen, in zehn Jahren für den besten Spätburgunder am Mittelrhein zu stehen. Daran arbeiten wir. Und auch beim Riesling wollen wir zu den Besten gehören.“
Zahlreiche Auszeichnungen wie die Kammerpreismünzen der Landesprämierung für Wein und Sekt zeigen, dass Florian Weingart auf dem absolut richtigen Weg ist. Bei einer Weinprobe kann man sich selbst ein Bild von seinen Erzeugnissen machen. Ein Datum sollten sich Riesling- und Spätburgunderfreunde jetzt schon vormerken: die Jahrgangsverkostung vom 24. bis 26. Mai 2019. Vielleicht steigt der eine oder andere den Weingarts dabei sogar aufs Dach und lässt sich seinen Wein dort schmecken. „Über unserem Keller ist 1,60 Meter Erde aufgeschichtet. Dort möchten wir im Frühjahr einen öffentlich zugänglichen Picknickplatz errichten.“ Diesen dürfen dann nicht nur die Kunden des Weinguts, sondern auch Wanderer, die auf dem Traumpfad oder dem Kulturwanderweg im Bopparder Hamm unterwegs sind, nutzen und von dort aus den herrlichen Blick auf den Rhein, die Weinberge und die Streuobstwiesen der Familie genießen.
Weitere Infos zu den Weingarts und ihren Weinen gibt es auf www.weingut-weingart.de.
Vor rund vier Jahren ist Martin Koch komplett in das elterliche Weingut eingestiegen. Nachdem der 33-Jährige ein Doppeldiplom für Weinbau und Kellerwirtschaft an der Hochschule in Geisenheim sowie für Önologie an der Universität in Udine (Italien) absolviert und Erfahrungen in Frankreich, Spanien, Kanada und Bolivien gesammelt hat, zog es ihn zurück in seine rheinhessische Heimat. Nach Hahnheim auf den Abthof, dort, wo die Familie seit fünf Generationen Wein anbaut. „Ich sehe die Natur und damit auch unsere Weinberge als ein Geschenk an. Wir dürfen sie bearbeiten und die Früchte ernten. Vieles haben wir jedoch nicht selbst in der Hand. Umso wichtiger ist es, pfleglich damit umzugehen“, sagt Martin Koch. Gerade in Zeiten, in denen Themen wie Klimawandel und Pflanzenschutz in aller Munde sind, liegt Familie Koch mit dem Sortiment von pilzresistenten Sorten, bei denen fast gänzlich auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden kann, absolut im Trend. Bereits seit einigen Jahren bauen die Kochs Sorten wie Solaris, Muscaris und Souvignier gris an. Mit Erfolg, wie unter anderem die Auszeichnungen bei der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz zeigen.
Ein Besuch der Familie lohnt sich aber schon jetzt – natürlich verbunden mit einer Verkostung der Weine. „Zu den normalen Öffnungszeiten sind wir im Weingut anzutreffen. Gerne kann man eine Weinprobe in unserer Vinothek buchen.“ Und wer sich nicht an die Piwis traut, für den stehen auch traditionelle Sorten bereit. Weitere Informationen zum Weingut Abthof sind auf der Internetseite www.weingut-abthof.de zu finden.
60 Prozent Steigung, bröckelndes Schiefergestein, harte Handarbeit, Abenteuerlust und Gemeinschaftssinn – das sind die Schlagwörter, für die die beiden Jungwinzer Jana Thielmann und Christian Schinnen stehen. „Wir sind absolute Steillagenfans“, sagen die zwei Moselaner. „Es ist eine anstrengende Arbeit, aber der Wein, der dabei herauskommt, entschädigt für alle Mühen.“
Seit Juli 2017 haben Christian Schinnen, der sein Studium als Weinbauingenieur an der Hochschule in Geisenheim im Jahr 2008 abschloss, und Jana Thielmann, die dort 2011 ihren Bachelor in Weinbau und Oenologie gemacht hat, das Weingut Josef Thielmann in Ernst übernommen. Zusammen meistern sie die alltäglichen Aufgaben. Jana Thielmann ist seit Juli 2012 vollzeitig im Weingut beschäftigt. Es ist also durchaus auch Frauenpower angesagt. Cousin Christian ist seit 2008 dabei.
Zusätzlich wurden seit Mitte des vergangenen Jahres die Flächen des Weinguts Margaretenhof in Ediger-Eller, dem elterlichen Weingut von Christian Schinnen, hinzugenommen und der Betrieb somit auf rund acht Hektar erweitert. Die Eltern unterstützen die beiden tatkräftig in ihren Arbeiten. Nur wenige Kilometer trennen die Familien. „Gemeinsam kann man mehr erreichen!“, sind sie überzeugt. „Und da wir beide die gleiche Philosophie beim Erzeugen von Wein verfolgen, haben wir unsere Betriebe im vergangenen Jahr zur Thielmann-Schinnen GbR zusammengeschlossen“, informiert Jana Thielmann. Der Weinausbau läuft bereits gemeinsam in Ernst, die Vermarktung noch getrennt. Aber das soll sich mit der Zeit ändern.
Der Zusammenschluss bringt einige Vorteile mit sich: die Arbeitsersparnis durch eine bessere Organisation und eine höhere Auslastung der Maschinen. „Wir haben das gemeinsame Arbeiten schon über viele Jahre erprobt. Jeder von uns kümmert sich nun um den Bereich, in dem er seine Stärken hat“, sagt Christian Schinnen. Mit ihren Erzeugnissen nehmen sie auch weiterhin an der Landesprämierung für Wein und Sekt teil. „Die Auszeichnungen verleihen uns regional ein hohes Ansehen, und wir bekommen eine objektive Einschätzung und Einordnung unserer Produkte“, betont Thielmann.
Freude und Glück vermitteln
Der Großteil der bewirtschafteten Fläche ist mit Rieslingreben in Steillagen bestückt. Die Arbeit in diesen Weinbergen erfordert besonderes Fingerspitzengefühl. „Die Steillagen machen unsere Region aus. Uns ist es wichtig, sie zu erhalten. Denn die Weine, die hier wachsen, sind wie die Gegebenheiten der Natur etwas ganz Besonderes“, so Thielmann. Das Ziel der 30-Jährigen und des 33-jährigen Schinnen ist es, „die Freude und das Glück, das wir empfinden – sei es bei der Arbeit in unseren Weinbergen, dem Weinausbau und natürlich beim Genießen unserer Weine – zu vermitteln“. Dabei wollen sie künftig vermehrt auch jüngeres Publikum ansprechen. „Wein ist ja vielmehr als ein Getränk“, sagt Christian Schinnen. Er spiegelt die Landschaft wider, in der er gewachsen ist, und die Persönlichkeiten, die ihn gepflegt haben.“ Jana Thielmann ergänzt: „Wein verbindet den Menschen mit der Natur und die Menschen untereinander beim Genießen.“
Eine gute Gelegenheit, die Weine von Thielmann und Schinnen zu genießen, bietet sich in der familieneigenen Straußwirtschaft in Ediger-Eller oder beim dortigen Straßenweinfest am ersten Oktoberwochenende. Das Weingut Thielmann ist im Sommer auf dem Cochemer Weinlagenfest sowie dem Weinfest in der Eifelstadt Kaisersesch, „Esch macht Ernst“, anzutreffen. Interessierte können sich auch für eine Weinprobe anmelden und sich von den Weinexperten beraten lassen. Sollte der Wein dann so gut schmecken, dass das Auto besser stehenbleibt, ist das auch kein Problem. Sowohl Familie Schinnen als auch Familie Thielmann bietet Ferienwohnungen an. Bei letzteren gibt es sogar eine besondere Gästebetreuerin: Hofhündin Oechsle. Dem Namen nach sollte ihr bevorzugtes Revier eigentlich in den Weinbergen liegen. Sie bleibt jedoch lieber zu Hause im Weingut. Immerhin ist ihre Hundehütte ganz stilecht ein Weinfass, und darin scheint es viel gemütlicher zu sein, als in den 60 Prozent geneigten Steillagen.
Wer Näheres über das Weingut, die Familie und deren Weine erfahren möchte, findet Interessantes auf www.weingut-thielmann.de.
Zeit für Wein – beim Anbau, Ausbau und Genuss
„Bei Euch muss man nichts probieren. Da weiß man, dass alles schmeckt.“ Diesen Satz hört Walter Brahner, Geschäftsführer der Vier Jahreszeiten Winzer eG aus Bad Dürkheim, natürlich gern. Denn ein größeres Kompliment kann ein Kunde einem Winzer nicht machen. Die Aussage ist eine Bestätigung für ein hohes Qualitätsniveau der Genossenschaft über Jahrzehnte hinweg. Wer guten Pfälzer Wein trinken möchte, kommt an den Vier Jahreszeiten Winzern nicht vorbei.
Ihren Namen verdankt die Winzergenossenschaft der Gaststätte, in der im Jahr 1900 die Gründungssitzung erfolgte. „Das Gasthaus Vier Jahreszeiten war überregional für seine gute Küche bekannt. Die ‚schöne Anna‘ kochte dort hervorragende Gerichte“, erzählt Brahner. Die Gaststätte gibt es heute nicht mehr. Die Vier Jahreszeiten Winzer eG hingegen ist präsent wie nie. 300 Mitglieder sorgen auf 600 Hektar Rebfläche – wobei 35 Winzer rund 90 Prozent der Weinberge bewirtschaften – für die Trauben. Der Rohstoff, aus dem bis zu 200 verschiedene Weine entstehen. „Wir sind sehr breit aufgestellt“, informiert Walter Brahner. „Vom trockenen im Barrique gereiften Spätburgunder bis zur Ortega Auslese ist für jeden Geschmack etwas dabei.“ Außerdem werden die Weine in Kollektionen eingeteilt. „Es gibt sozusagen ein Konsum- und ein Premiumprogramm.“
Erklärtes Ziel: wachsen
In den Vinotheken der Genossenschaft kann man die Weine probieren. Drei waren es bisher in Bad Dürkheim, Freinsheim und Friedelsheim. Nun ist eine vierte in Laumersheim hinzugekommen. Das hängt mit der kürzlich erfolgten Fusion mit der Winzergenossenschaft Palmberg zusammen. „Unser erklärtes Ziel ist es zu wachsen“, betont der Geschäftsführer. „Die WG Palmberg jetzt unter unserem Dach zu haben, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.“ Die Vier Jahreszeiten Winzer waren mit den bisherigen Standorten räumlich an ihre Grenzen gestoßen. In Laumersheim soll nun ein Logistikzentrum entstehen und die Abfüllung zentral gesteuert werden. Dafür wird kräftig investiert. „Der Standort ist mit seiner verkehrsgünstigen Lage und dem vier Hektar großen Grundstück perfekt für unsere Zwecke.“ Die Entscheidung zur Fusion trafen letztendlich die Mitglieder der beiden Genossenschaften und das auf beiden Seiten einstimmig. Das gab es bisher deutschlandweit so noch nicht. Es ist eine ideale Basis.
„Das Ergebnis hängt auch damit zusammen, dass wir von Anfang an sehr transparent in den Prozess gegangen sind. Wir haben mit allen Mitgliedern viel gesprochen und sie so von Beginn an auf unserem Weg mitgenommen“, erklärt Brahner. Für ihn ist es absolut wichtig, dass die Winzer sich mit der Genossenschaft identifizieren. Denn das Ziel, qualitativ guten Wein zu erzeugen, gelingt nur, wenn beide Seiten zusammenarbeiten. „Und das ist der Fall. Wir ziehen alle an einem Strang, um unseren Kunden das Beste zu liefern.“ Zahlreiche Auszeichnungen, darunter mehrere Staatsehrenpreise bei der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz untermauern die hohe Qualität.
„Wir arbeiten ganz flexibel“
Doch die jetzige Größe der Vier Jahreszeiten Winzer – im Jahr 2008 hatten sie bereits mit der Winzergenossenschaft Friedelsheim, drei Jahre später mit dem Winzerverein Freinsheim fusioniert und 2011 kam das Weingut Gries & Sohn mit unter das Dach – bringt auch Herausforderungen mit sich – vor allem bei der Ernte. „Da wir Flächen von Grünstadt bis Neustadt haben, sind die Trauben oft unterschiedlich reif. Wir arbeiten jedoch ganz flexibel und reagieren auf die äußeren Gegebenheiten“, sagt Brahner. Es wird nicht nach Sorte, sondern nach Lage gelesen. Was dabei herauskommt, können Weinliebhaber nicht nur in den Vinotheken verkosten. Auch Veranstaltungen wie Weinbergswanderungen, eine kulinarische Rheinschifffahrt oder ein Glühweinwochenende bieten die Vier Jahreszeiten Winzer an. Alle anstehenden Termine sind unter www.vj-wein.de zu finden. Dabei kann man sehen und schmecken, wie die Genossenschaft ihr Motto „Zeit für Wein“ in die Tat umsetzt.
Und zu was greift Walter Brahner am liebsten? „Ich trinke gern Rotwein. Ich komme ja aus Württemberg und habe den Rotwein sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Aber bei einem fruchtigen Sauvignon Blanc sage ich auch nicht nein.“ Beides wird er im Angebot der Vier Jahreszeiten Winzer zweifellos finden. Und egal, wie er sich entscheidet, es schmeckt ja bekanntlich „alles“.
Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr: Die Älteste ihrer Art
Es kann nur eine geben. Die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr ist die älteste eingetragene Winzergenossenschaft der Welt. 1868 gegründet feiert sie in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. 430 Mitglieder, 150 Hektar Anbaufläche 1,3 Millionen Flaschen durchschnittliche Jahresproduktion, 1,6 Millionen Lagerkapazität. Schon die nackten Zahlen sind beeindruckend. Doch es lohnt ein genauerer Blick.
Vom 31. August bis zum 2. September wird an der Ahr gefeiert. Genauer gesagt in Mayschoß. Denn dann steigt das Jubiläumsfest der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr mit Festzelt, Musik und vielen Gästen. 18 Mitglieder zählte der „Mayschoßer Winzerverein“ bei seiner Gründung. Der Grundstein war gelegt. 1982 wurde die Fusion mit der „Winzergenossenschaft Altenahr“ beschlossen. Vor neun Jahren kam die damalige „Winzergenossenschaft Walporzheim“ hinzu.
Heute führt Matthias Baltes die Geschäfte: „Wir sind stolz auf eine solch lange Tradition, ruhen uns aber nicht auf den Lorbeeren aus. Es ist uns wichtig, uns ständig weiterzuentwickeln, Trends zu beobachten und auf die Wünsche unserer Kunden einzugehen.“ Gerade in den letzten 15 Jahren hat sich an der Ahr viel verändert. Weg vom Massentourismus ging es mit Wanderern, Radfahrern und Familien mehr hin zu Genussurlaubern.
Alles handverlesen
Das passt zur Winzergenossenschaft. Hier stehen die Qualität der Weine und die Verbundenheit zu den Winzern im Fokus. 250 der 430 Mitglieder betreiben aktiv Weinbau, viele davon im Nebenwerb. „Sie erledigen alle Arbeiten im Weinberg und verkaufen uns dann ihre Trauben. Um den Ausbau im Keller und die Vermarktung kümmern wir uns. Das ist für viele ein gutes Konzept“, erklärt Baltes, der die Winzergenossenschaft gerne als Weingut bezeichnet. „Der Grund: „Wir agieren wie ein Weingut.“ So bekommen die Winzer beispielsweise Vorgaben, welche Rebsorten sie anpflanzen dürfen, es wird mit Hektarhöchsterträgen und Qualitätsprogrammen gearbeitet. „Handlese versteht sich in unseren Steillagen ohnehin von selbst und auch auf die Selektion der faulen Beeren legen wir großen Wert. Das ist vor allem beim Rotwein unabdingbar.“
Mit rund 75 Prozent liegt der Schwerpunkt der Genossenschaft klar beim Rotwein. Spätburgunder ist die dominierende Sorte. Ausgebaut wird er, wenn möglich, in Holzfässern. „Wir sind der Meinung: Die Weine, die ins Holz können, sollen ins Holz“, sagt Geschäftsführer Baltes und spricht dabei auch für die Kellermeister Rolf Münster und Astrid Rickert. Gearbeitet wird dabei mit kleinen Barrique-Fässern und größeren Holzfässern aus Ahr-Eiche. „Uns ist es wichtig, hier einen Rohstoff aus unserer Region zu nutzen.“ Daneben werden Roséweine und der voll im Trend liegende Blanc de Noir produziert. Für die Ahr besonders: die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr erzeugt auch hervorragende Weißweine. „Wir sind an der Ahr die Weißweinspezialisten. Gerade jetzt im Sommer machen unsere Rieslinge, Weißburgunder oder unsere Cuvée aus Grauburgunder und Chardonnay richtig Spaß“, ist Baltes überzeugt.
Verbundenheit ist groß
Mit ihren Weinen, sowohl rot als auch weiß, hat das Team der Winzergenossenschaft schon viele Auszeichnungen gewonnen. Bei der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz sind sie ganz vorne mit dabei. „Wenn wir die goldenen Kammerpreismünzen auf unsere Flaschen kleben können, ist das ein riesiges Verkaufsargument. Gerade Privatleuten, die über die Hälfte unserer Kunden ausmachen, bieten die Auszeichnungen eine gute Orientierung“, so Vertriebsleiter Rudolf Stodden.
Für die Zukunft möchte sich Matthias Baltes noch mehr auf die Burgundersorten konzentrieren. Spät-, Früh-, Weiß- und Grauburgunder sollen im Mittelpunkt stehen. „Wir werden weiterhin auf Qualität setzen und uns noch mehr spezialisieren.“ Dabei sei es stets wesentlich, die Mitglieder zu beteiligen und mitzunehmen. Ob bei großen Investitionen wie der neuen Kellertechnik vor einigen Jahren oder bei der Aufnahme neuer Winzer – die endgültige Entscheidung liegt bei den Mitgliedern.
Baltes betont die besondere Verbundenheit der Winzer zur Genossenschaft: „Viele schauen im Keller vorbei oder helfen in unseren drei Vinotheken. Es herrscht ein überaus gutes Verhältnis.“ Die Winzer seien stolz zu sehen, was aus ihren Trauben entstehe. „Es ist eine Win-win-Situation. Denn wir sind froh, ein erstklassiges Ausgangsprodukt zu bekommen.“ Auch die 33 festangestellten Mitarbeiter und rund 100 Aushilfen identifizieren sich mit der Genossenschaft. Als kleines Dankeschön schmücken ihre Konterfeis jetzt die Etiketten der beiden Jubiläumsweine, einem 2016er Spätburgunder trocken und halbtrocken. „Schon allein das macht diese beide Weine zu etwas Besonderem“, sagt Baltes.
Wer nun Lust bekommen hat, die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr direkt vor Ort zu entdecken, kann das in deren Vinotheken und Straußwirtschaften, bei Veranstaltungen oder am Jubiläumswochenende tun. Für den Einstieg bietet sich die Internetseite www.wg-mayschoss.de an. Dort zu finden ist übrigens auch ein Wein-Shop.
„Ein Mensch ist nur so stark, wie er lustig sein kann“
Am 5. Mai haben sie sich zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt: die „NaheweinRebellen“ – zehn Jungwinzer, die ihr Anbaugebiet fördern wollen, indem sie die Rebellion für den guten Geschmack herbeirufen. Eine von ihnen ist Barbara Wollschied. Zusammen mit ihren Eltern Josef und Rita betreibt sie das Weingut Steigerhof in Altenbamberg und hält Weinproben in einem besonderen Ambiente.
Wer in der Gemarkung Altenbamberg unterwegs ist, dem fällt ein besonderes Weinbergshäuschen ins Auge – bestehend aus Backsteinen, zweistöckig, mit Balkon. Vor einigen Jahren hat Familie Wollschied das um 1900 im Jugendstil erbaute Häuschen in Zusammenhang mit einem Weinberg gekauft und liebevoll restauriert. Jetzt kann man dort unter anderem den Wein der Wollschieds probieren. „Für Personen, die gut zu Fuß sind, bieten wir hier Weinproben an“, informiert Rita Wollschied, die im Betrieb vor allem für Verkauf und Marketing zuständig ist. Denn das gute Stück liegt im Steilhang und ist nicht mit dem Auto zu erreichen. „Aus Sicherheitsgründen dürfen wir es auch nicht für Feiern vermieten.“
Daher ist eine Weinprobe direkt in den Weinbergen ein echtes Highlight. Probiert werden dabei selbstverständlich ausschließlich Wollschied-Weine. Neben der Hauptrebsorte Riesling haben sich auch Burgunder- und fruchtig-frische Bukettsorten wie Bacchus oder Gewürztraminer im Sortiment etabliert. „Wein ist eines der schönsten Produkte der deutschen Nahrungsmittelerzeugung. Wir möchten damit ein gutes Stück mehr Lebensqualität vermitteln“, sagt Josef Wollschied. Zusammen mit seiner 26-jährigen Tochter, die 2013/14 die Nahe als Gebietsweinkönigin repräsentieren durfte, kreiert er die Weine und bewirtschaftet Weinberge in dem idyllischen Seitental der Nahe. Bevor die Leidenschaft zum Wein übergesprungen ist, zog es Barbara jedoch in eine andere Sparte: „Ich wollte zuerst Getränketechnologie studieren und habe in einer Brauerei gearbeitet. Aber eine spontane Eingebung hat mich zum Wein geführt, und ich habe es nicht bereut.“ Ihre Erfahrungen, die Barbara aktuell in einer Großkellerei sammelt, setzt sie gekonnt ein und schätzt den Kontrast zwischen Industrie und Familienbetrieb. „Nirgends kann man das Nachhaltigkeitsdenken so gut umsetzen wie an diesem Standort. Wir setzen auch in Zukunft auf die Herkunft und die Arbeit in Einklang mit der Natur“, sind sich Vater und Tochter einig.
Noch Luft nach oben
Nicht fehlen darf bei der Arbeit neben der hohen Fachkompetenz der Humor. Das Motto der Familie lautet: „Ein Mensch ist nur so stark, wie er lustig sein kann.“ Und so antwortet Barbara Wollschied auf die Frage „Wo steht Ihr Weingut in zehn Jahren?“ mit „Hoffentlich noch auf dem Steigerhof!“ und lacht. „Nein, im Ernst, ein Wunsch wäre, das Weinsortiment zu reduzieren und den Schwerpunkt auf Premiumweine zu legen“, erklärt sie. Schon jetzt schneiden die Weine etwa bei der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz gut ab. Einige Flaschen sind mit Kammerpreismünzen dekoriert. „Damit bekommen unsere Weine die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.“ Es sei jedoch noch Luft nach oben, ist die Juniorchefin überzeugt.
Aufmerksamkeit bekommt das Weingut Steigerhof momentan auch durch die neu gegründeten „NaheweinRebellen“, wobei der Fokus dabei nicht auf dem einzelnen Weingut liegt. Die zehn Jungwinzer propagieren den Genuss hochwertiger regionaler Weine. „Bei uns steht die Gemeinschaft im Vordergrund ohne Konkurrenzdenken“, betont Barbara Wollschied. Zusammen möchte man das Anbaugebiet Nahe mit frischen Impulsen weiter nach vorne bringen.
Josef und Rita Wollschied sind offen für Barbaras neue Ideen. Sie freuen sich, dass ihre Tochter die Leidenschaft zum Weinbau entdeckt hat und die Familientradition weiterführen will. Barbara wiederum profitiert von der Erfahrung ihrer Eltern. „Die Erhaltung der Kulturlandschaft und das stetige Optimieren der Qualität unserer Weine bilden für uns die Kernaufgabe. Wir nutzen die Bodenvielfalt, die uns die Nahe bietet, um besondere Tropfen zu erzeugen“, sagt Josef Wollschied. Auf den Rhyolithböden in den Lagen Schloss- und Kehrenberg wachsen feingliedrige, spritzige und mineralreiche Weine, die den Erzeugern und den Kunden Freude machen. Wer Näheres über das Weingut, die Familie und deren Weine erfahren möchte, findet Interessantes auf www.weingut-steigerhof.de.
„Der Beruf ist so abwechslungsreich wie kein anderer“
„Ich bin bei uns die Kellerassel“, sagt Christine Schneider. Eigentlich würde man die quirlige, aufgeschlossene 27-Jährige nicht mit den krebsartigen Tierchen in Verbindung bringen. Aber ihr Lieblingsarbeitsplatz ist der Keller. Von daher passt der Begriff schon. Christine Schneider ist die Kellermeisterin im Familienweingut Fitz-Schneider in Edenkoben (Pfalz) und kreiert dort ihre Weine, vorwiegend Burgundersorten. Nebenbei ist sie seit zwei Jahren als Sachverständige in der Qualitätsweinprüfung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK RLP) tätig.
Jetzt, wenn draußen wieder alles sprießt, blüht auch Christine Schneider so richtig auf: „Ich liebe unsere Pfalz und könnte mir nie vorstellen, woanders zu leben. Die Mentalität und die Gastfreundschaft sind einfach der Wahnsinn. Unser Klima lässt Feigen, Kiwis, Mandel- und Orangenbäume wachsen. An der Hauswand meines Opas gibt’s sogar Melonen!“ Was noch hervorragend wächst, ist natürlich der Wein. Knapp 14 Hektar Weinberge bewirtschaftet Familie Fitz-Schneider. Dabei ist Papa Ludwig vor allem für die Feldarbeit zuständig. Mama Erna kümmert sich ums Gästehaus, den Verkauf und das Büro und Christine Schneider, die eine Ausbildung zur Weinbautechnikerin absolviert hat, stieg 2013 in den Betrieb ein und ist seit zwei Jahren für den Keller verantwortlich. Seit vergangenem Jahr nimmt sie erfolgreich am Wettbewerb „Junge Südpfalz“ teil. In diesem Jahr kürte sie das Genussmagazin „Selection“ zur besten Pfälzerin, und auch bei der Landesprämierung für Wein und Sekt der LWK RLP räumt Christine Schneider regelmäßig Medaillen ab. Dort und in der Qualitätsweinprüfung ist sie zudem selbst als Prüferin tätig. Dafür wurde sie fachmännisch geschult und musste eine Prüfung ablegen. „Ich finde es sehr interessant zu schmecken, was sich auf dem Weinmarkt befindet und wohin sich der Trend entwickelt“, sagt sie. Apropos schmecken, schmeckt sie ihren eigenen Wein heraus? „Nein, das ist bei so vielen Proben unmöglich. Aber das ist auch gar nicht die Zielsetzung“, betont Christine Schneider. „Wir machen ja eine Blindverkostung, bei der das Etikett nicht zu sehen ist. Es läuft absolut neutral ab.“ Es geht darum, die Qualität der Weine objektiv nach vorgegebenen Kriterien zu bewerten. „Und genau das tun wir.“ Jeden Monat ist die Jungwinzerin bei etwa zwei Probeterminen dabei. „So bleibe ich in Übung.“
Das Spinnrad als Erkennungssymbol
Der Beruf Winzer ist Christine Schneider sozusagen in die Wiege gelegt worden. Beide Elternteile kommen aus jeweils einem Weingut und fusionierten die Betriebe. „Der Beruf ist so abwechslungsreich wie sonst kein anderer“, schwärmt die Pfälzerin. Sie hat sich auf die Fahne geschrieben, im Einklang mit der Natur zu arbeiten. „Unsere Weine spiegeln die Kraft, den Ausdruck des Jahrgangs, den Standort der Rebanlage und die Menschen wider. Jeder Wein erzählt seine eigene Geschichte.“ Wie auch das Logo, das Christine Schneider eingeführt hat, eine Geschichte erzählt. „Das Spinnrad steht nun im Mittelpunkt unseres Etiketts. Es symbolisiert die Arbeit mit dem Ursprünglichen und Entstehung von Neuem – so wie aus den Trauben unsere Weine hervorgehen. Erst wenn es sich in Bewegung setzt, kann ein Stoff entstehen“, erklärt die Winzerin. Passend dazu hat sie den drei von ihr produzierten Qualitätsstufen unterschiedlich wertige Stoffe zugeordnet. Leinen steht für die Gutsweine, Wolle für die Ortsweine und Seide für die Lagenweine. „Außerdem hat das Spinnrad noch eine ganz persönliche Bedeutung für uns. Meine Oma Sieglinde Fitz war nämlich gelernte Näherin“, verrät Schneider.
Es ist deutlich zu merken, wie wichtig Christine Schneider die Familie ist. „Wir arbeiten Hand in Hand und lernen voneinander, um das Beste für unseren Betrieb herausholen“, ist sie überzeugt. Und wie sehen die Ziele für die Zukunft aus? „Mein Ziel ist es, den kompletten Wein auf der Flasche zu vermarkten und in den nächsten Jahren im regionalen Fachhandel vertreten zu sein.“ Der Anfang ist gemacht. Jetzt gilt es dran zu bleiben, um neue Kunden zu gewinnen und zu begeistern.
Weitere Infos zum Weingut Fitz-Schneider gibt es auf der Internetseite www.wein-fitz-schneider.de.
Jungwinzerin Julia Schittler – die Herrin im Weinkeller
Weißes Gold wird der Spargel häufig genannt. Wer könnte dazu ein besserer Begleiter sein als der Wein „Weißgold“ von Jungwinzerin Julia Schittler? Im Weingut ihrer Eltern in Zornheim und Weinolsheim (Rheinhessen) ist die 27-Jährige von der Lese bis zur Füllung für die Weine verantwortlich. Jetzt, wo sich der Winter langsam, aber sicher verabschiedet und dem Frühling Platz macht, steht die Spargelzeit bald vor der Tür. Es ist also der ideale Zeitpunkt, sich mit dem passenden Wein einzudecken.
Die 2017er Cuvée „Weißgold“ ist einer der sieben Weine aus Julia Schittlers eigener Linie. Bestehend aus Scheurebe, Riesling und Weißem Burgunder, gereift am Zornheimer Berg. „Hier wachsen die Reben auf Lehm-Löss- und Kalkböden, die im Sommer eine schöne Blumenwiese hervorbringen, auf der sich oftmals viele Schmetterlinge tummeln. Der Wein beinhaltet eine leichte Kräuternote sowie einem Touch von Zitrusfrüchten.“ All diese Komponenten finden sich auf dem Flaschenetikett der Cuvée wieder – wie bei allen Weinen der Julia Schittler-Linie. „Denn jeder Wein bringt eine Geschichte mit.“ Jedes Etikett ist eine Collage der typischen Eigenschaften und anderen maßgeblichen Faktoren wie dem Charakter der Rebsorte, des individuellen Bodens und den dort lebenden Tieren und Pflanzen. Durch die Scheurebe hat der „Weißgold“ ein leicht fruchtiges Bukett, der Riesling bringt die Lebendigkeit und der Weiße Burgunder die Länge und den Schmelz für den Wein mit. „Ein Zusammenspiel, das perfekt zum Spargel passt.“
„Möchtest du nicht einen gescheiten Beruf lernen?“
2014 ist Julia Schittler in das Weingut ihrer Eltern Hans-Jürgen Schittler und Simone Becker-Schittler – beide Winzer – eingestiegen und hat es kräftig aufgemischt. „Möchtest du nicht einen gescheiten Beruf lernen?“, fragten die Eltern, als Julia ihnen eröffnete, Winzerin werden zu wollen. Doch sie war sich sicher: das ist das Richtige für mich. Einige Jahre später weiß sie, dass sie Recht hatte: „Die Vielseitigkeit des Berufes ist unschlagbar, Work-Life-Balance in Verbindung mit großem Business.“ Julia Schittler genießt das Glück, absoluten Handlungsfreiraum im Weingut zu haben und ihre Ideen einzubringen. Daran ist sie persönlich enorm gewachsen. „Besonders in Rheinhessen spiegeln sich die Innovationen der jungen Winzer. In den vergangenen Jahren hat sich hier einiges getan. Unter anderem in der Qualität und im Weinmarketing können wir uns auf internationaler Ebene sehen lassen“, betont Schittler und ist froh, Teil davon zu sein.
40 Hektar Weinberge bewirtschaftet die Familie in erster Linie in der Zornheimer Gemarkung. Vater Hans-Jürgen, für den Außenbetrieb und die Weinlese verantwortlich, kommt aus einem Weingut in Weinolsheim und Mutter Simone, die den Vertrieb und die Events managt, aus einem Betrieb in Zornheim. Diese beiden Weingüter gibt es immer noch, heute unter dem Namen „Vereinigte Weingüter Schittler & Becker“. „Deshalb haben wir zwei Standorte“, erklärt Tochter Julia. In Zornheim liegen die Hauptweinberge, der Vertrieb für die Privatkundschaft und der Bereich Gutsschenke/Events. Am Standort Weinolsheim sind der Hauptweinkeller – Julias Wirkungsstätte – und der Vertrieb für den Fachhandel angesiedelt.
Opa Wilfried ist stolz auf Julias Erfolge
Julia Schittler setzt ihr Motto „Man sollte nie von seiner Vision abschweifen.“ jeden Tag um: charakterstarke Weine vom Zornheimer Berg zu kreieren und ein klar strukturiertes Familienweingut mit einer einzigartigen Weinstilistik zu schaffen, die Weinkonsumenten und Fachkritiker gleichermaßen begeistert. Dabei ist sie absolut authentisch und selbstkritisch und lässt ihre eigenen Emotionen einfließen – eine erfolgreiche Kombination.
An der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz nimmt die Familie teil, um zu sehen, wo ihre Weine im Vergleich stehen. „Natürlich soll der Wein der Kundschaft schmecken und Spaß machen. Jedoch ist es für uns Winzer hoch interessant, die Weine von Fachkritikern bewerten zu lassen und dadurch stets an sich selbst zu wachsen“, ist Julia Schittler überzeugt. Und sie wächst – genau wie ihre Erfolge. Einige ihrer Weine sind bereits mit der Goldenen Kammerpreismünze ausgezeichnet worden. Besonders stolz macht das Opa Wilfried, der mit seinen 78 Jahren immer noch für das Weingut brennt.
Auch der „Weißgold“ wurde passend zu seinem Namen mit der Goldenen Kammerpreismünze prämiert. 7,10 Euro kostet eine Flasche. Wer ihn vor dem Kaufen probieren möchte, kann das im Weingut in Zornheim gerne tun. Dafür bietet sich ein Besuch in der Gutsschenke der Familie an. Unter dem Motto „Wir freuen uns auf den Frühling“ können Gäste 2017er Weine und Gerichte passend zum Frühling genießen. Für diesen Event vom 9. bis 11. März und vom 16. bis 18. März nehmen die Schittlers unter der Telefonnummer 06136/44790 Reservierungen entgegen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite unter www.schittler-becker.de.
„Es ist grandios, was aus einem Riesling werden kann“, sagt Georg Scheidgen mit leuchtenden Augen und Blick auf sein Weinglas. Darin: seine Riesling Spätlese halbtrocken aus dem Jahr 2016. „Für einen Riesling hat er sehr wenig Säure, aber ganz viel Frucht“, bemerkt der Mittelrhein-Winzer stolz.
Nicht nur Scheidgen selbst ist begeistert von diesem Wein. Auch die Prüfer der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz waren es. Sie vergaben nicht nur die Goldene Kammerpreismünze, sondern bewerteten die Spätlese der Hammersteiner Lage „In den Layfelsen“ sogar mit der Höchstpunktzahl von 5 Punkten. Das Motto der Prämierung „Münze drauf – Qualität drin“ ist hier mehr als erfüllt. Qualität ist auch das, was für das Weingut Scheidgen aus Hammerstein an oberster Stelle steht. „Für uns gilt immer: Hohe Qualität geht über größtmöglichen Ertrag“, informiert Georg Scheidgen, der das Weingut in siebter Generation führt. Tradition und Innovation schließen sich hier nicht aus, sondern sind untrennbar miteinander verbunden. Bewährtes Wissen von Generationen, verbesserte Anbaumethoden und ständige Verfeinerungen im Ausbau sind die Komponenten, um das Ziel der stetigen Qualitätssteigerung zu erreichen.
Noch 1.400 Flaschen auf Lager
Der Weinbau der Familie ist umweltschonend ausgerichtet. Ein besonderes Augenmerk legen die Scheidgens, die 22 Hektar bewirtschaften, auf den Erhalt und die Pflege alter Reben. Georg Scheidgen betont: „Wir kümmern uns lieber um den Erhalt und die Bewirtschaftung traditioneller Rebsorten abseits von Trends und kurzlebigen Moden. Unsere Weine sind die spannende Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne.“
Auch die Rebstöcke, an denen die Riesling Spätlese gereift ist, sind bereits 45 Jahre alt. Die kleinbeerigen Trauben sind handverlesen und wurden ohne Reinzuchthefe über vier Monate vergoren. „Ich sage immer Qualität kommt von quälen. In unsere Riesling Spätlese haben wir ganz viel Handarbeit gesteckt. Aber die großen Mühen haben sich am Ende gelohnt“, so Scheidgen, der den Wein beispielsweise als Begleiter zu einer gebratenen Poulardenbrust auf Chinakohl empfiehlt. Bei dem halbtrockenen Riesling stimmt mit 9,80 Euro pro Flasche auf jeden Fall das Preis-Leistungsverhältnis. Bleibt zu hoffen, dass er noch nicht ausgetrunken ist. Hier kann der Winzer beruhigen: „Wir haben noch rund 1.400 Flaschen auf Lager. Man kann sich also noch gut damit eindecken.“
Exklusive Weinprobe in Hammerstein
Kaufen können Interessierte den Wein vor Ort in Hammerstein. Weinberatung und Verkauf bieten die Scheidgens montags bis samstags jeweils von 8 bis 19 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9.30 bis 18 Uhr an, wobei Neujahr, Ostern, Pfingsten und Weihnachten davon ausgeschlossen sind. Neben guten Weinen gibt es außerdem Winzersekte, Destillate und Liköre, Rieslingsenf, Traubenkernöl, Gelees und andere Köstlichkeiten zu entdecken. „Man hat auch die Möglichkeit, mit uns eine exklusive Weinprobe zu vereinbaren“, informiert Georg Scheidgen. Und wer die Region um Hammerstein und den Mittelrhein noch besser kennen lernen will, kann sich in den dem Weingut zugehörigen Ferienwohnungen einquartieren.
Nähere Informationen zum Weingut Scheidgen sind unter www.weingut-scheidgen.de zu finden.
„Geduld – mit der Zeit wird aus Gras Milch“, so heißt es in einem chinesischen Sprichwort. Für den Mosel-Winzer Patrick Philipps aus Graach-Schäferei könnte man das Sprichwort wie folgt abändern: „Geduld – mit der Zeit wird aus einem guten Wein ein hervorragender.“ Denn das trifft auf seine Riesling Auslese der Lage Graacher Himmelreich zu.
Vor gut 14 Jahren wurden die Trauben geerntet und jetzt erhielt der Riesling bei der Landesprämierung für Wein und Sekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK RLP) nicht nur die Goldene Kammerpreismünze, sondern mit 5 Punkten die Höchstwertung. „Das kommt sehr selten vor. Aber von diesem Wein waren alle unsere Prüfer so überzeugt, dass es kein anderes Urteil geben kann“, sagt Christa Lenhardt von der LWK.
Überzeugt von seinem Wein war auch Patrick Philipps, als er ihn nun bei der LWK RLP zur Bewertung abgab. „Wir haben diesen Riesling am 9. Dezember 2003 bei Minustemperaturen mit 117 Öchsle geerntet, im April 2004 abgefüllt und dann bis 2016 im Weinkeller gelagert“, erzählt er. „Jedes Jahr wurde eine Flasche probiert, um die Reifeentwicklung zu verfolgen. 2016 war ich dann der Meinung, dass der Wein optimal gereift ist und angeboten werden kann.“ Bei der Handlese 2003 kamen nur die besten Trauben der über 100 Jahre alten Reben mit nach Hause. Dort hat Philipps sie gekühlt vergären lassen und im Edelstahltank ausgebaut. Und so macht die Riesling Auslese der Lage Himmelreich – eine der besten Lagen an der Mosel – alle Ehre. Entstanden ist ein sehr gereifter Steillagen-Riesling mit viel Extrakt sowie guter Süße und Säure, der auch die Prüfer der Landesweinprämierung begeisterte.
32 aus 18.251 erreichen 5 Punkte
Die Landesprämierung für Wein und Sekt ist ein von der LWK RLP jährlich durchgeführter Wettbewerb. Neutrale Sachverständige bewerten die eingereichten Weine und Sekte in einer Blindverkostung. Das heißt, das Etikett ist für sie nicht sichtbar. In einem für alle Erzeugnisse identischen Bewertungsschema vergeben die geschulten Prüfer Punkte in den Rubriken Geruch, Geschmack und Harmonie. Alle Winzer, Kellereien und Erzeugergemeinschaften, deren Weine oder Sekte aus Rheinland-Pfalz erfolgreich an der Qualitätsweinprüfung teilgenommen haben und eine amtliche Prüfnummer besitzen, können ihre Erzeugnisse einreichen. Im vergangenen Prämierungsjahr waren dies insgesamt 18.251 Weine und Sekte. Dass die Höchstbewertung von 5 Punkten – bei einer durchschnittlichen Punktzahl von 4,5 bis 5 Punkten bekommt ein Erzeugnis die Goldene Kammerpreismünze, bei 4 bis 4,49 Punkten die Silberne und bei 3,5 bis 3,99 Punkten die Bronzene – etwas ganz Besonders ist, zeigt, dass sie nur 32 der 18.251 Erzeugnisse erhielten.
Lieblingswein? Natürlich der Riesling!
„Ich sehe die Prämierung als Qualitätsbestätigung meiner Weine und auch als guten Werbeträger“, sagt Patrick Philipps, den die Lust, gute und wertige Weine zu erzeugen, dazu bewegt hat, Winzer zu werden. Der gelernte Bürokaufmann hat den Betrieb im Herzen der Mittelmosel, wo zu 90 Prozent im Steilhang und zu 95 Prozent die Rebsorte Riesling angebaut wird, 1998 als Quereinsteiger übernommen. „Die Arbeit im Weinberg und Keller habe ich aber von Kind auf von meinem Vater gelernt“, berichtet er. Das Weingut Philipps-Eckstein besteht seit dem Jahr 1968. In der Familie wird jedoch bereits seit dem 17. Jahrhundert Wein angebaut. „Meine Philosophie ist die Erzeugung von hochwertigen Weinen aus der Steillage und das Selektieren für die fruchtige Note“, beschreibt Philipps sein Wirken. Mit Erfolg – zahlreiche Auszeichnungen zieren den Familienbetrieb. Wie die der 2003er Riesling Auslese.
Noch hat Patrick Philipps einige Flaschen davon in seinem Keller. Für 74,97 Euro pro 0,75 Liter kann man den edlen Tropfen erwerben. „Diesen Preis hat die Auslese bei der Versteigerung des Bernkasteler-Rings erzielt“, erklärt Philipps. Sehr gut passe der Riesling zur asiatischen Küche, so der Winzer. Oder man nehme sich ein wenig Zeit für sich und genieße ihn einfach. Vielleicht ist die Auslese ja so gut geworden, weil sie auch Patrick Philipps eigenen Geschmack trifft. Denn auf die Frage nach seinem Lieblingswein antwortet er: „Natürlich der Riesling, gerne feinherb und lieblich.“
Weitere Informationen zum Weingut Philipps-Eckstein und den Weinen finden Sie auf deren Homepage >>>